Die Wahrheit über Rat-Schläge für Gründer

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Daily Brain statt Daily Soap.

Die Wahrheit über Rat-Schläge für Gründer

Benutze NIE WIEDER: Das gibt es doch schon... oder
: Das ist aber nicht neu...

 

um eine Idee abzuqualifizieren. Du outest Dich damit als ein Ideenkiller, Ignorant und Unwissender. Willst Du das? NIE wieder, nie WIEDER, nie wieder, niemals wieder! Denn es gibt keine Entschuldigung dafür, so etwas als Argument gegen Ideen, Geschäftsmodelle und letztendlich Startups zu benutzen.

 

01 – Bill Gates kaufte das Betriebssystem ein, das er dann (zuerst) über IBM an die Nutzer brachte.

 

Er ist nicht als Erfinder des PC-Betriebsystems erfolgreich geworden, sondern durch das geniale Geschäftskonzept (den Vertrag mit IBM), das er verhandelt hat. Und schon gar nicht ist Microsoft durch beste Qualität groß geworden. Aber als das Unternehmen, das konsequent Chancen genutzt hat, dafür könnten wir Microsoft schätzen.

 

02 – Der Markt von Google (Suchmaschinen) war besetzt.

 

Dennoch hat Andreas von Bechtolsheim (übrigens ein Deutscher vom Ammersee, der nach Stanford ging und SUN mitgründete) den Google Jungs 100 Tsd. Dollar gegeben – ohne dass sie überhaupt ne Firma hatten. Sie mussten eine gründen, um den Scheck einzulösen.

 

03 – Vor Facebook gab es sehr, sehr viele soziale Netze.

 

Da war nichts Neues dran. Nach Facebook hat es nun jedes andere soziale Netz schwer.

 

04 – IBM versuchte ein besseres Windows auf den Markt zu bringen (OS/2).

 

Sie sind damit gescheitert. Es war wirklich deutlich besser, ich habe es damals selbst benutzt. Nur die Marktchance war sogar für DEN PC-Hersteller selbst zu gering.

 

05 – Nur Apple … – das ist doch DAS kreative Unternehmen schlechthin!

 

Weiter kann man gar nicht daneben liegen: iTunes zugegekauft, mp3-Player gab es wie Sand am Meer, bevor der iPod den Markt eroberte, die Maus stammt von XEROX, … Auch hier war es wieder das Besondere, das Design und das Geschäftsmodell sowie die Zusammenstellung … Das iPhone – ursprünglich ein sehr schlechtes Handy – war die richtige Zusammenstellung von viel Altbekanntem und als einzig Neues kam das Touch-Display hinzu, das alle sofort zerrissen haben … Denn eine Tastatur ist doch so viel besser (Blackberry, …). Und die Anwendungen, die das iPhone auszeichneten, die hatte bereits der Nokia Communicator auch alle.

 

So what?

 

Wer von euch kennt noch den Handyhersteller Nokia oder die Suchmaschinen Excite oder Lycos und MetaGer oder Fireball (ja, es gab schon mal deutsche Suchmaschinen!)?

 

Hat IBM als Softwarelieferant für den Desktop noch irgend eine Bedeutung? Wer kennt noch studiVZ und MySpace? Also: gute Rat-Schläge für Gründer? Die einzige relevante Frage ist:

 

GIBT ES EINEN MARKT?

 

Bzw. ist der Markt besetzt? Bzw. können wir den Markt besetzen? Wenn er nur zu 0,5 % besetzt ist, dann lautet die nächste Frage: Kann man selber schneller darin sein, den Markt zu erobern? 
Oder, können wir den Markt am schnellsten zu 10% besetzen? 
Denn wenn ja, dann können wir die Dominanz erreichen. Wenn der Markt nach deiner Zielgruppenanalyse günstig erscheint, dann frage nach Deiner Positionierung. Nach der DEINEN, nicht nach der von Anderen.

 

Schaffe Deine Positionierung und dann erobere den Markt für Deine Idee und Dein Produkt und Dein Geschäftsmodell – hoffentlich im richtigen Mix zusammengestellt und mit dem Fokus auf Geschäftsmodell.

 

Und wenn Du etwas BESONDERES kannst, dann frag Dich, ob es voraussichtlich einen Markt finden kann. 
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. 
Doch Du musst entscheiden – dafür oder dagegen. Auch hier gilt: Vorsicht, schmeiss nicht alles Eigene weg, weil irgendwo anders eine super Chance sein KÖNNTE, halte aber auch nicht sklavisch daran fest.

 

Mach Dich einfach mal locker. Es ist Dein Weg.

 

Wenn es einen großen Markt gibt und Du schnell genug sein kannst, dann ist es eine Chance für Dich. Die Zeit muss reif sein und Du musst vorbereitet sein, damit Du schnell genug sein kannst. Wenn für Dich alles stimmig ist, nicht fragen: warum gründen? DANN MACH EINFACH.

 

Lass Dich NIE WIEDER mit Rat schlagen und darauf hinweisen: Das gibt es doch schon! NIE WIEDER. Und wenn es jemand macht, dann lass ihn stehen!

 

 

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Dr. Alois Kastner-Maresch

Wanderer zwischen Welten: Mathematiker und Biologe, Forscher, Unternehmer, Professor (2006/2007) für Informatik/Wissensmanagement, (Mit-)Gründer zahlreicher Unternehmen. CEO der LivingLogic AG, Dozent an der Hochschule Hof, Coach für Gründerteams. Vom Silicon-Valley-Virus infiziert nutzt er das Spannungsfeld zwischen den Crazy People im Valley und den bodenständigen Oberfranken positiv für disruptive Produkte.

1Kommentar
  • Avatar for Dr. Alois Kastner-Maresch
    Verfasst um 10:28, 2. Juli 2017

    Herr Hohenberger, danke für die Anregung zur Übernahme des ursprünglichen Facebook-Posts als Blog-Beitrag. Ich hoffe, dass ich damit einige Gedankenanstöße geben kann.

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