Gründer Sebastian Trampler: Am Anfang lief es unrund

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Sebastian Trampler - Matra Solutions Hof

Gründer Sebastian Trampler: Am Anfang lief es unrund

Sebastian Trampler hat an der Hochschule Hof Technische Informatik und Software Engineering studiert. Nach Abschluss seines ersten Studiums hat er während des zweiten Studiums gegründet. Er hat bei verschiedenen oberfränkischen Firmen gearbeitet, um dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter ans Institut für Informationssysteme zu kommen. Er hat immer zu einem gewissen Anteil freiberuflich gearbeitet, jetzt ist er zu hundert Prozent selbstständig.

 

Anne Habbel: Du hast Dich schon während des Studiums selbstständig gemacht. Wie bist Du auf die Idee gekommen zu gründen?

 

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Sebastian Trampler: Mich hat es gereizt, eine eigene Nische für mich im Softwarebereich zu finden. Ich hatte einige Beispiele in meinem Umfeld gesehen. In 2008 habe ich dann mit dem Ziel gegründet, eine eigene Software im Logistikbereich zu entwickeln und zu vertreiben. Danach wollte ich mich dann eher auf Software- und Projektmanagement Entwicklung konzentrieren, und am Ende ist es auch das, was ich heute am liebsten mache.

 

AH: Was genau bietest Du den Firmen eigentlich an?

 

ST: AmAnfang habe ich eher Infrastrukturprojekte angeboten und durchgeführt, mittlerweile geht es sehr viel mehr in den größeren Bereich „Entwicklung von IT-Projekten“.

 

AH: Du bist ein Eigengewächs der Hochschule Hof und zugleich bist Du ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter an unserem Institut: Wie bewertest Du Deine Zeit hier im Haus?

 

ST: Da ich zwei Studiengänge an der Hochschule Hof abschloss, habe ich eine sehr gute Ausbildung genossen. Während meiner Studienzeit, war es ein sehr großes Plus für mich, dass man an der Hochschule Hof fast Einzelunterricht hatte, z.B. in technischer Informatik. Es war alles top ausgestattet, ganz neu. Im Studiengang Software Engineering waren wir z.B. nur elf Studenten im Jahrgang. Es war ein sehr junger Lehrstuhl und alle waren super motiviert. Beim iisys war ich dann von Anfang an mit dabei, was mir später sehr bei der Vernetzung in der Region geholfen hat. Das iisys wurde 2010 gegründet und wir haben versucht, das neue Institut bekannt zu machen: Es gab so viele spannende Projekte in der Forschung! Oder auch der Aufbau der Infrastruktur. Es gab und gibt immer noch ein vielfältiges Aufgabengebiet. Später dann habe ich für die „Ideenschmiede“ gearbeitet, d.h. hauptsächlich IT-Projekte mit kleinen und mittleren Unternehmen durchgeführt und das hat mich dann sehr gut auf die Selbstständigkeit vorbereitet.Insofern hat mich das iisys massiv bei der Gründung unterstützt, u.a. auch dadurch, dass die Arbeitszeiten und die Anzahl der Arbeitsstunden sehr flexibel waren. Und dass ich grundsätzlich die Möglichkeit hatte, eine Selbstständigkeit im selben Themengebiet aufzubauen, in dem das iisys auch unterwegs war und ist. Heute forsche ich allerdings nicht mehr.

 

AH: Du bist jetzt neun Jahre teilselbstständig und seit einem Jahr zu hundert Prozent selbstständig, wer sind eigentlich Deine Kunden?

 

ST: Es sind die KMUs der Region. Die Firmen und auch ich legen großen Wert auf ein persönliches Miteinander, dies ist für mich die Voraussetzung, dass Fragen gelöst werden und somit auch gute Projekte aufgesetzt werden können und gelingen.

AH: Arbeitest Du alleine?

 

ST: Im Moment arbeite ich alleine, aber ich bin nicht alleine. Ich habe ein Netzwerk von ehemaligen Kollegen z.B. aus einem IT-Systemhaus. Ich habe meine Lieferanten und Kontakte aus dem Designbereich. Dazu kommen die anderen beiden Startups aus dem Institut, nämlich smartlytic und Fronetic. Hier kann ich Fachfragen diskutieren und Unterstützung bekommen.

 

AH: Was war für Dich die größte Herausforderung beim Gründen?

 

ST: Bürokratie und Buchhaltung, das hat viele Nächte gekostet! Aber als das alles einmal eingerichtet war, wurde es besser. Es ist so: Am Anfang läuft alles unrund. Ich habe wirklich alle Schleifen der Gründerberatung gemacht, zu nennen wären da: das alte Gründerzentrum Hof, die Leitfäden des Bundeswirtschaftsministeriums und der Agentur für Arbeit, die Beratung durch die Hochschule Hof und natürlich auch viele eigene Recherchen. Heute finde ich, dass das neue Gründerzentrum Einstein 1 eine sehr gute Beratung und auch Coaching anbietet. Übrigens habe ich mittlerweile die Buchhaltung abgegeben.

 

AH: Wie kommt man als junger Gründer an Aufträge? Und wie funktioniert es heute?

 

ST: Das Meiste läuft über meine Netzwerke und die Mund-zu-Mund-
Propaganda. Aktuell bin ich in der glücklichen Situation, dass ich keine Kaltakquise machen muss um Kunden zu gewinnen.

 

AH: Wie sieht Deiner Ansicht nach heutzutage der Informatiker oder die Informatikerin aus, die hier in der Region Oberfranken gebraucht wird?

 

ST: Persönlich bin ich der Meinung, dass es heutzutage nicht mehr ausreicht, nur technisch versiert zu sein, sondern einerseits muss das Miteinander zwischen IT-Dienstleister und Kunde stimmen, sprich der menschliche Faktor und andererseits ist es wichtig, dass man den Kunden aktiv berät und aufklärt, warum es sinnvoll ist, bestimmte Dinge im IT-Bereich zu tun. Einfach nur vorsetzen ohne Erklärung funktioniert nicht.

 

AH: Die IT ist schnelllebig. Wie hälst Du Dich bezüglich Neuigkeiten auf dem Laufenden?

 

ST: Nun ja, mein Tag ist durch die Arbeit sehr gut ausgefüllt, so dass ich nur abends dazu komme, IT-News zu lesen. Ansonsten besuche ich regelmäßig Fachveranstaltungen, u.a. die der Hochschule Hof.

 

AH: Was ist langfristig Dein Ziel mit Matra-Solutions?

 

ST: Ich hatte bereits die Idee einen Partner dazu zunehmen, um die Firma größer aufzustellen, aber das hat sich leider zerschlagen. Jetzt gerade richte ich das Geschäft immer weiter in Richtung Software Entwicklung und Beratung aus.

 

AH: In der Rückschau: Hat sich das Gründen für Dich bislang gelohnt?

 

ST: Uneingeschränktes Ja: Ich fühle mich wohl selbstständig zu arbeiten. Immer wieder neue Projekte sind für mich eine positive Herausforderung.

 

AH: Was würdest Du anderen jungen Gründern heute empfehlen und mit auf den Weg geben wollen?

 

ST: Probiert ́s einfach aus und springt ins kalte Wasser! Erstens solltet Ihr Euch vorher gut informieren und Euch auch die dafür nötige Zeit nehmen. Zweitens solltet Ihr einen Plan B in der Hinterhand haben. Tatsächlich ist es doch so, dass niemand bei einer Neu-Gründung Hurra schreit: Endlich gibt es Euch! Auch bei mir war es ein langer Weg, bis ich davon leben konnte.

 

AH: Vielen Dank für das Gespräch, Sebastian!

 

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Anne-Christine Habbel

Anne-Christine Habbel ist seit 2015 Geschäftsführerin des Instituts für Informationssysteme (iisys) der Hochschule Hof. Als mittelstandsorientiertes IT-Forschungsinstitut sucht das iisys die Nähe von Unternehmen, um gemeinsam digitale Projekte und Prototypen zu realisieren. Aktuelle Schwerpunkte sind die Themen Industrie 4.0, vor allem im Projekt „Wirtschaft 4.0 im Mittelstand: Die digitale Transformation (WiMiT)“.

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