Das perfekte Pitch Deck: Aufbau, Inspiration und Beispiele
Eine gute Geschäftsidee allein reicht nicht aus. Man muss sie auch präsentieren können. Denn kaum ein Investor wird sich ohne ein überzeugendes Gesamtkonzept von seinem Geld trennen. Und Investoren überzeugt man am besten mit einem perfekten Pitch Deck. Doch wie sieht das perfekte Pitch Deck eigentlich aus? Und wie ist es genau aufgebaut? In diesem Post erfährst du alles, was du wissen musst. Und eine große Portion Inspiration und viele Beispiele von Pitch Decks erfolgreicher Startups gibt es noch obendrauf.
Was ist ein Pitch Deck?
Das Pitch Deck erfreut sich vor allem in der Startup- und Investoren-Szene immer größerer Beliebtheit. Mit Hilfe dieser kurzen Präsentation versuchen Gründer und Startups, Investoren und Kapitalgeber von ihrer Idee zu überzeugen. Auf wenigen Präsentations-Folien stellen Startups dabei nach einem definierten Schema ihr Team, ihre Geschäftsidee, das Wettbewerbsumfeld u.v.m. vor. Dazu später mehr.
Ein Investor oder auch Juror eines Gründerwettbewerbs (wie z. B. unsere Startup Challenge) kann sich so in kürzester Zeit einen Überblick über das Startup, die Akteure und ihr Vorhaben verschaffen. Der klassische Businessplan wird dann häufig erst im zweiten Schritt erstellt und kann dann eine Art ausformulierte Erweiterung eines Pitch Decks darstellen (inkl. weiterer Elemente).
Das Pitch Deck – Begeisterung statt nüchterner Zahlen
Das Pitch Deck soll vor allem motivieren und begeistern. Den Businessplan ersetzen kann und soll es nicht. Während der Businessplan die für Banken unverzichtbare Zahlen- und Kalkulationsbasis liefert, wendet sich das Pitch Deck vorrangig an Geldgeber, die bereit sind auch höhere Risiken einzugehen.
Um an dieses Venture Capital zu kommen, musst Du nicht zwingend mit Zahlen jonglieren – mit einer guten, überzeugenden Geschichte erreichst Du in den meisten Fällen mehr. Unternehmen wie YouTube, das Netzwerk LinkedIn oder die Vermietungs-Community AirBNB haben ihr Gründungskapital allein auf der Basis eines überzeugenden Pitch Decks eingesammelt.
Das Pitch Deck ist der Trailer zu Deiner Geschäftsidee und soll den Appetit auf mehr anregen.
Anders ausgedrückt: Das Pitch Deck ist der Trailer zu Deiner Geschäftsidee und soll den Appetit auf mehr anregen. Der Businessplan ist das eigentliche Drehbuch, in dem die Geschäftsidee genau definiert, gegen Alternativen abgegrenzt und der wirtschaftliche Erfolg kalkuliert wird.
Im Grunde benötigst Du beides. Denn ob Deine Geschäftsidee rentabel ist, sich am Markt durchsetzen kann, ob die Kosten und Erträge der ersten Jahre ausreichen, um das Startup am Leben zu erhalten und vieles mehr wird im Businessplan anhand nackter Zahlen analysiert und dokumentiert. Das Pitch Deck dient mehr dazu, kurz, knapp und verständlich die wichtigsten Elemente deiner Geschäftsidee zu dokumentieren und stellt sie als geschickt konzipierte Power Point oder Keynote Präsentation dar.
Damit ist das Pitch Deck um einiges flexibler als ein Geschäftsplan. Neue Daten lassen sich schnell und einfach integrieren und die Präsentation kann individuell für jede Art von Publikum angepasst werden. Nicht jeder Investor ist bereit, sich durch einen 50-seitigen Businessplan zu kämpfen. Eine kurze, spannend aufgebaute Präsentation kommt da deutlich besser weg.
Wie man ein perfektes Pitch Deck entwickelt
Die optimale Folienstruktur für ein Pitch Deck hat sich mittlerweile weitgehend einheitlich herausgebildet. Insgesamt solltest Du zwischen 10 und max. 15 Folien erstellen. Über den genauen Umfang lässt sich aber trefflich streiten, denn ein allgemein gültiges Rezept gibt es (leider) nicht.
Einigkeit besteht darin, dass die Präsentation alle wichtigen Fragen beantworten muss. Und das möglichst kurz & knackig. Länger als 20 Minuten sollte die Präsentation auf keinen Fall dauern! Keep It Short & Simple – diese Regel gilt nicht nur für die Präsentation sondern auch für deren Folien.
Was Du hier im Einzelnen darstellst, ist abhängig von Deiner Zielgruppe, aber jede Folie hat ihr eigenes Thema. Und auch hier gilt die Devise: kurz & prägnant! Textlastiges gehört hier nicht hin. Wo immer möglich solltest Du Bilder, Grafiken oder Illustrationen verwenden – die sagen eh mehr als Worte.
Und wenn Du bei Deinem Text eine Mindestgröße von 30 Punkt nicht unterschreitest, besteht auch keine Gefahr, dass Du Dich erzählerisch verzettelst. Eins solltest Du immer im Auge behalten: Wie auch immer Deine Zielgruppe aussieht, in der Regel ist Dein Pitch Deck nicht das einzige – da empfiehlt es sich, außergewöhnlich zu sein.
Bleib also spannend und hab keine Angst auch mal was Spektakuläres zu wagen. Versetz Dich in die Rolle eines Investors, der noch fünf oder zehn Pitch Decks vor sich hat und frag Dich immer wieder: Ist das fesselnd genug um es bis zum Ende anzuschauen? Vergiss nicht: das Pitch Deck ist der Trailer zu Deiner Geschäftsidee. Und wer auf den Trailer abfährt, der ist vermutlich auch beim Geschäft mit dabei.
Welche Daten Du im Einzelnen präsentierst, hängt zum Teil vom Zielpublikum ab. Techniker werden kaum Wert auf kaufmännische Kennzahlen legen, und Investoren sind (meist) nur mäßig an technologischen Details interessiert. Das ist ja einer der großen Vorteile des Pitch Decks: Aufbauend auf Folien, die in jedes Deck gehören, kannst Du es für jede denkbare Zielgruppe maßschneidern. Wo wir auch schon beim Aufbau eines Pitch Decks wären…
Der Aufbau eines Pitch Decks – das muss drin sein
Die Themenbereiche und Elemente der Folien, die Du unbedingt brauchst, werden wir Dir hier kurz vorstellen. Ihre Reihenfolge ist nur zum Teil festgelegt und kann variieren. Zudem ist es möglich, dass einzelne Elemente auch weggelassen werden können, je nach Anlass der Präsentation und Zielgruppe.
Folie 1: Titelfolie/Einleitung
In der Einleitung deines Pitch Decks stellt Du dein Startup und den Anlass der Präsentation in wenigen Worten vor. Bleib dabei so spartanisch wie möglich. Der Name Deines Startups und das Firmenlogo können schon ausreichend sein.
Das Startup StreamLoan pitchte 2016 beim 500 Startups Demo Day
Folie 2: Das Team bzw. der/die Einzelgründer(in)
Definitiv eine der wichtigsten Folien im gesamten Pitch Deck, denn hier werden die Personen, deren Erfahrungen und Know-how sowie ihre Rolle im Unternehmen beschrieben. Für viele Risikokapitalgeber ist dieser persönliche Bezug zum Gründerteam von besonderer Bedeutung. Hat der Kapitalgeber Vertrauen zu den Personen gefasst, ist der Rest oft nur noch eine Kleinigkeit.
Das Team von Swipes stellt sich vor. Clean, sympathisch, kurz und knapp.
Folie 3: Das Problem
Jede gute Idee löst ein Problem, das in einem Zielmarkt vorhanden ist. Auf dieser Folie im Pitch Deck beschreibst Du nachvollziehbar das Problem, das Du mit deinem Team lösen willst. Hier gilt es zu überprüfen, ob es sich dabei auch um ein tatsächliches Problem handelt, im Idealfall in Verbindung mit einer Marktanalyse (z. B. Befragungen, Studien etc.).
Mixpanel ist bei der Beschreibung des zu lösenden Problems verdammt ehrlich
Folie 4: Die Lösung
Im nächsten Schritt des Pitch Decks solltest Du das eigene Produkt/die eigene Dienstleistung als die optimale Lösung für das beschriebene Problem präsentieren. Aber Vorsicht: Zu viele technische Details könnten Deine Zuschauer vergrätzen. Wichtig ist auch, dass Du herausstellst, worin sich Deine Lösung von anderen Ansätzen unterscheidet. Aber hüte Dich vor Plattitüden. Was hier zählt sind Fakten, keine Phrasen.
AppVirality bringt seine Lösung auf den Punkt, indem die bestehenden Probleme mit dem Produkt kombiniert werden
Folie 5: Das Produkt oder die Dienstleistung
Auf dieser Folie kannst Du detaillierter auf die wichtigsten Funktionsweisen des Produkts oder die Ausgestaltung deiner Dienstleistung eingehen. Ein (anfassbarer) Prototyp oder eine Demo in Form eines Bildes, einer Website oder Software wird hier für Pluspunkte bei den Investoren sorgen.
Wealthsimple ist Kanadas erster Online Investment Manager. Sie sammelten mehr als 2 Mio. Dollar an Seed-Finanzierung ein.
Folie 6: Der Markt
Wer ist Deine Zielgruppe? Wie groß ist der Markt? Ist er womöglich schon gesättigt? Diese Fragen solltest du auf dieser Folie des Pitch Deck glaubwürdig beantworten können – auch hier am besten mit einer seriösen Marktstudie oder einer eigenen Marktforschung. Bleib unbedingt seriös und hüte Dich vor Szenarien, die hübsch aussehen aber nicht funktionieren.
Das Startup Fittr mit einer stylischen Darstellung des Marktes und des Wettbewerbs
Folie 7: Das Alleinstellungsmerkmal
Investoren finanzieren ungern in Produktideen oder Dienstleistungen, die es in genau derselben Form schon auf dem Markt gibt. Daher solltest Du ein deutliches Alleinstellungsmerkmal mit dem entsprechenden Mehrwert für deine Kunden herausarbeiten. Was macht Dein Produkt/Deine Dienstleistung einzigartig? Was kannst du besser, schneller, schöner, einfacher, kostengünstiger, skalierbarer als der Wettbewerb anbieten? Achte hier vor allem auf Plausibilität. Eine schönere Website ist kein Alleinstellungsmerkmal!
Das Payment Solution Startup Dwolla stellt seinen USP ganz einfach dar: Weniger als 1 Sekunde für das Payment Processing.
Folie 8: Der Wettbewerb
Dass Du mit Deiner Geschäftsidee einen ganz neuen Markt schaffst, ist sicher nicht der Standard. Daher existieren am Markt Wettbewerber, die ähnliche Produkte anbieten. Worin unterscheidest Du Dich von diesen Wettbewerbern, was macht Dein Produkt besser? Eine Auflistung der wichtigsten Wettbewerber und der Unterscheidungsmerkmale sollte nicht fehlen. Die Aussage „Wir haben keinen Wettbewerber“ ist so gut wie immer falsch und zählt nicht! Gibt es in anderen Branchen existierende oder alternative Produkte, Dienstleistungen oder Unternehmen, die das Problem anders oder ansatzweise lösen? Hier ist definitiv Rechercheaufwand notwendig.
Castle ist ein Startup, mit dem Vermieter ihr Eigentum auf Autopilot stellen können. Sehr schön an ihrer Wettbewerbs-Folie im Pitch Deck ist, dass sie sich bereits darüber Gedanken machen, wer in Zukunft ihre Wettbewerber werden könnten. Chapeau!
Folie 9: Das Geschäftsmodell
Im Geschäftsleben hat jedes Unternehmen ein primäres Ziel: Geld verdienen. Auf dieser Folie musst Du darlegen, auf welche Weise und ab wann Umsätze generiert werden. Daher solltest Du hier bspw. anhand des Business Model Canvas plakativ aufzeigen, wie dein Geschäftsmodell insgesamt funktioniert und wie Du Geld verdienen möchtest. Hast Du mehrere Ideen für Einnahmequellen, solltest Du dich auf die wesentlichen Umsatzbringer fokussieren.
MINT visualisiert sein Business Model im Pitch Deck
Folie 10: Proof of Concept
Dieser Punkt ist das „Bonbon“ eines jeden Pitch Decks. In Deutschland sind Wagniskapitalgeber bspw. sehr vorsichtig. Der Proof of Concept, also der Machbarkeitsnachweis deines Geschäftsmodells, ist dort oft zwingende Voraussetzung für einen erfolgreichen Pitch. Dieser Beweis kann bspw. durch erste Umsätze oder die Zahl aktiver Nutzer erbracht werden. Solltest Du keinen Proof of Concept liefern können, ist das kein Beinbruch! Lass diese Folie dann einfach aus.
Das Social Media Management Tool Buffer war von Beginn an ein Winner und gut unterwegs.
Folie 11: Die Investorenfolie
In der Regel willst Du mit dem Pitch Deck Geld einsammeln. Nun musst Du konkrete Zahlen nennen. Welche Mittel brauchst Du und wofür genau werden die eingesetzt. Ohne diese Informationen wird Dir wohl niemand sein Geld anvertrauen.
Die Gründer von Intercom hatten bei ihrem ersten Pitch Deck klare Vorstellungen, wie viel Geld sie benötigen und wie es weitergehen soll.
Pitch Deck Beispiele erfolgreicher Startups
Du willst jetzt dein eigenes Pitch Deck erstellen und suchst noch nach Inspiration oder guten Beispielen für Pitch Decks. Dann lerne doch von den Besten! Von Startups, die mit ihren Pitch Decks bereits Erfolg hatten und teils hohe Summen von Investoren eingeworben haben. Natürlich solltest du diese Beispiel-Pitch-Decks nicht einfach kopieren, aber es ist gut, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie ein perfektes Pitch Deck aussehen kann und welche Elemente (neben den obigen) noch enthalten sein können.
Airbnb Pitch Deck
Buffer Pitch Deck
Mixpanel Pitch Deck
Facebook Pitch Deck
LinkedIn Pitch Deck
Square Pitch Deck
Tinder Pitch Deck
Uber Pitch Deck
YouTube Pitch Deck
Moz Pitch Deck
BuzzFeed Pitch Deck
Sequoia Capital Pitch Deck
Fazit
Das Pitch Deck ist ein ideales Instrument, Deine Geschäftsidee einem Interessentenkreis vorzustellen. Wenn Du ein paar einfache Regeln berücksichtigst und Deine Geschäftsidee spannend und kreativ präsentierst, kannst Du allein mit dem Pitch Deck eine Menge Wirbel bei potenziellen Investoren verursachen.
Das Pitch Deck ist hoch flexibel und kann für unterschiedliche Zielgruppen maßgeschneidert werden. Einen Businessplan kann es nicht ersetzen, dessen Zweck jedoch bei guter Umsetzung weitgehend erfüllen.
Falls du noch mehr Input zum Thema gebrauchen kannst, wirf gerne einen Blick in die Aufzeichnung unseres Webinars.
In diesem Sinne: Happy Pitching!
Falls du nach Ideen für das Design deines Pitch Decks suchst, kannst du dir gerne auch unseren Blogbeitrag dazu anschauen.
Alexandros Tsachouridis
Danke für die hilfreichen Tipps.
Alles Gute aus Sri Lanka,
Alexandros
Niko Emran
Gerne, Alexandros 😉 Alles Gute auf den weiteren Reisen!